Haushaltsantrag: Kunst und Kultur in Düsseldorf auch digital zum Leben erwecken

Haushaltsantrag: Kunst und Kultur in Düsseldorf auch digital zum Leben erwecken
Rolf Tups
Sitzung am 13.12.2018
Rolf Tups
Antrag:

Der Rat beauftragt die Verwaltung,

  1. ein Konzept zu erarbeiten, auf dessen Grundlage eine Kultur-App entwickelt werden soll, die einen Zugang mit besonderem Mehrwert zur lebendigen Vielfalt der Kunst- und Kulturszene in Düsseldorf bietet. Das Konzept soll sich an Best-Practice-Beispielen aus anderen Städten orientieren, Lösungen zum Betrieb beinhalten und Verantwortlichkeiten festlegen und dem Ausschuss im ersten Quartal 2019 zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Danach ist die Programmierung der Applikation zu beauftragen und eine Produktivstellung bis Jahresende anzustreben.
    In den Haushaltsplan 2019 werden im Produkt 2528101 (Kulturamt), Zeile 13 (Aufwendungen für Sach- und Dienstleistungen), Konto: 52910000 (Aufwendungen für sonstige Dienstleistungen/Kulturmarketing), zusätzliche Mittel in Höhe von 70.000 Euro für Konzepterstellung und Realisierung eingestellt.
  1. zusammen mit den Leiterinnen und Leitern der Düsseldorfer Kunst- und städtischen Spezialmuseen, mit den Verantwortlichen von Düsseldorf-Tourismus (DT) sowie unter fachkundiger externer Beratung eine Projektgruppe einzurichten. Diese Gruppe soll Vorschläge machen, wie Anwendungen von erweiterter Realität (Augmented Reality) und virtueller Realität (Virtual Reality) für die Darstellung und Vermittlung der Inhalte und Objekte von Sammlungen und Ausstellungen in den Düsseldorfer Kulturinstituten nutzbar gemacht werden können. Aus diesen Vorschlägen soll die Verwaltung ein Konzept entwickeln, das dem Ausschuss bis zu den Haushaltsplanberatungen für 2020 zur Beschlussfassung vorzulegen ist. Auch hierfür sollen Best-Practice-Beispiele zur Orientierung und Anlehnung genommen werden.
    In den Haushaltsplan 2019 werden im Produkt 2528101 (Kulturamt), Zeile 13 (Aufwendungen für Sach- und Dienstleistungen), Konto: 52910000 (Aufwendungen für sonstige Dienstleistungen/Kulturmarketing), zusätzliche Planungsmittel in Höhe von 25.000 Euro eingestellt.
Begründung:

Die CDU-Ratsfraktion fordert seit 2009 beharrlich, dass das außergewöhnlich vielfältige Angebot an Kunst und Kultur in Düsseldorf zentral gebündelt und in der Folge auch digital erlebbar gemacht wird.

Nach mehreren Anläufen im Kulturausschuss in den Jahren 2010, 2011 und 2013 gelang uns im September 2016 endlich der Durchbruch: Trotz Oppositionsrolle konnten wir mit einer politischen Mehrheit die Verwaltung beauftragen, einen städtischen Internetauftritt einzurichten, der als Schaufenster für das Düsseldorfer Kulturangebot dienen wird. Vorbild sollte dabei die Homepage der Stadt Frankfurt sein (www.kultur-frankfurt.de).

Nach Auskunft der Verwaltung wird im nächsten Jahr eine Mikro-Webseite innerhalb von www.duesseldorf.de speziell für den Bereich Kunst und Kultur an den Start gehen. Dafür sind im Haushaltsplan 2019 bereits 70.000 Euro angesetzt.

Wir als CDU begrüßen diesen überfälligen Schritt ausdrücklich. Zugleich wollen wir die digitalen Kommunikations- und Vermittlungswege ausweiten. Denn die neuen Formen der Kommunikation stärken nicht allein die Sichtbarkeit[1] von Kultureinrichtungen und Kulturorten. Der Sprung in die digitale Welt hilft auch, neue Bezugsgruppen zu gewinnen, Zugänge zu erleichtern und damit die Teilhabechancen[2] für kulturelle Bildung besonders bei den Jüngeren zu erhöhen.

97 Prozent der 12- bis 19-Jährigen besitzen heute ein internetfähiges Smartphone.[3] 98 Prozent der Mädchen und 96 Prozent der Jungen dieser Altersgruppe beschäftigen sich damit täglich bzw. mehrmals pro Woche.[4] Deshalb beantragen wir in Ergänzung zum neuen browserbasierten Onlineauftritt die Planung und Entwicklung einer Düsseldorfer Kultur-App mit eigenem Mehrwert.

Das hierfür erforderliche Konzept soll Fragen klären zur Verantwortlichkeit und Datenpflege, zu Kooperationen und kostensparenden Synergien (z. B. mit Düsseldorf-Tourismus, Übernahme von Best-Practice-Beispielen aus anderen Städten, wie z. B. „Kulturpunkte“-App Hamburg), zu technisch-inhaltlichen Besonderheiten (u. a. bedienfreundliches Design, Barrierefreiheit, Einfache Sprache, pädagogische Vermittlung, Sortier- und Such-Logiken, Schnittstelle zur o. g. Mikro-Webseite, Zugriff auf das „Digitale Kunst- und Kulturarchiv“ [d:kult], auf Musenkuss und Kunstpunkte, Integration von Video- und Audiobeiträgen, Interaktionsmöglichkeiten und Share-Funktionen über Social Media). Dafür sollen weitere 70.000 Euro bereitgestellt werden.

Die CDU will Kunst und Kultur in Düsseldorf noch stärker digital zum Leben zu erwecken. Das Smartphone als Endgerät spielt auch hier eine Schlüsselrolle. Mehr und mehr kommen auf diesem Medium Anwendungen von erweiterter („augmented“) und virtueller („virtual“) Realität zum Einsatz.

Über eine Augmented-Reality-(AR)-App lassen sich Einblendungen, Animationen oder Zusatzinformationen auf dem Smartphone-Display anzeigen, sobald die Kamera auf ein bestimmtes Objekt in der Umgebung oder einen Ortspunkt ausgerichtet ist. Bekanntes Beispiel ist das Pokémon-Go-Spiel, das 2016 auch in Düsseldorf hohe Wellen schlug.

Mit einer Virtual-Reality-(VR)-App in Kombination mit einer Spezialbrille, in der das Smartphone befestigt wird, betritt der Betrachtende dagegen eine völlig eigene, faszinierende Welt im 3-D-Format und in 360-Grad-Optik.

Anwendungen von AR und VR haben enormes Potenzial für das anschauliche Lernen und für einen erlebnisorientierten, interaktiven Wissens- und Informationserwerb. Der CDU ist sehr daran gelegen, dass sich die Düsseldorfer Museen mit ihren Sammlungen und Ausstellungen diese innovativen Systeme zunutze machen. Der Kölner Dom[5] und das Frankfurter Städel-Museum[6] beispielsweise haben auf dem Gebiet bereits Pionierarbeit geleistet, an die hiesige Häuser vielleicht (teilweise) anknüpfen könnten.

Darum beantragen wir die Einrichtung einer Projektgruppe aus den Verantwortlichen der Düsseldorfer Museen und von Düsseldorf-Tourismus, die unter Federführung des Kulturamts und mit Hilfe externer Beratung ein Konzept für realitätserweiterte und virtuelle Museumswelten erarbeitet.


[1] „Sichtbarkeit ermöglichen“ durch digitale Kommunikation ist auch eine zentrale Forderung im Abschlussbericht zur Kulturentwicklungsplanung: Ergebnisse und Maßnahmen, Düsseldorf 2017, S. 66: „Um als Kunst- und Kulturstadt sowohl nach innen für die Düsseldorfer Bewohnerschaft als auch nach außen für (kulturinteressierte) Touristinnen und Touristen sichtbar zu werden, bedarf es einer abgestimmten Kommunikationsstrategie und weiterer vernetzter Aktivitäten. Ein starker Akzent sollte hierbei auf der Entwicklung digitaler Sichtbarkeitsstrategien liegen.“

[2] Ebd.: „Eine entscheidende Rolle für das Gelingen von Teilhabekonzepten spielen unterdessen auch die Wahl der Kommunikationsmedien und die zu transportierende Botschaft oder Erzählung.“

[3] Vgl. Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI): Grunddaten Jugend und Medien 2018. Aktuelle Ergebnisse zur Mediennutzung von Jugendlichen in Deutschland. Zusammengestellt aus verschiedenen deutschen Erhebungen und Studien von Heike vom Orde (IZI) und Dr. Alexandra Durner, München 2018 [= PDF-Datei auf www.jugendfernsehen.de], S. 5.

[4] Ebd., S. 8.

[5] Vgl. http://dom360.wdr.de/

[6] Vgl. http://zeitreise.staedelmuseum.de/vr-app/