Entwicklung eines Online-Gedenkbuchs „Die Düsseldorfer Opfer des Holocaust“

Entwicklung eines Online-Gedenkbuchs „Die Düsseldorfer Opfer des Holocaust“
Marcus Münter
Sitzung am 04.03.2021
Marcus Münter

Antrag der Ratsfraktionen von CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur Sitzung des Kulturausschusses am 4. März 2021

Antrag:

Der Kulturausschuss beauftragt die Verwaltung, durch die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf ein digitales Gedenkbuch (Arbeitstitel: „Die Düsseldorfer Opfer des Holocaust“) erarbeiten zu lassen. In Form einer Homepage mit eigener Domain sollen die Namen und Daten der 2.587 ermordeten Düsseldorferinnen und Düsseldorfer, die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung wurden, abrufbar sein. Die Verwaltung stellt dafür aus dem Konto 52910000, Plankommentar 3. o) Sonderausstellungen und Sonderprojekte im Kulturbereich, 10.000 Euro zur Verfügung.

Begründung:

CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bekennen sich in ihrer Kooperationsvereinbarung ausdrücklich „zu einer vielfältigen und breiten Erinnerungskultur, die die Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft in unserer Stadt würdigt, das Gedenken pflegt, es lebendig und dynamisch hält und das Wissen um die Stadtgeschichte zwischen 1933 und 1945 zeitgemäß an die jüngeren Generationen vermittelt und weitergibt. Ein wesentlicher Bestandteil ist dabei die besondere Unterstützung der städtischen Mahn-und Gedenkstätte, die diese Aufgaben als zentraler außerschulischer Lern-Ort zur historisch-politischen Bildung bündelt und wahrnimmt.“1

Zum Jubiläumsjahr „1.700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ in der Landeshauptstadt möchten wir auch an die im Holocaust ermordeten Düsseldorferinnen und Düsseldorfer erinnern. Die 2.587 Personen (Stand: 1. Januar 2018) hatten ihren Wohnsitz in Düsseldorf. Sie wurden entweder hier ermordet oder von hier aus deportiert und an anderen Orten ermordet, oder sie emigrierten in Nachbarländer, wo sie einige Zeit später während der deutschen Besatzungsherrschaft interniert, deportiert und ermordet wurden.

Bislang liegt in der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, wo seit 1987 die wissenschaftlichen Forschungen zur Klärung der Identitäten aller Ermordeter institutionalisiert sind, ein gebundenes Gedenkbuch mit den Namen und Daten der Opfer für die Öffentlichkeit aus.2 Uns ist sehr daran gelegen, dass diese Daten nun zeitgemäß digital auf einer Homepage zugänglich gemacht werden.

Das so entstehende Online-Gedenkbuch ist aus unserer Sicht ein nachhaltiger, würdevoller und ernsthafter Beitrag im Nachgang zum Jubiläumsjahr (siehe unten: Zeitplan) und von hoher Bedeutung für eine lebendige Erinnerungskultur der Stadt Düsseldorf. Zudem wird damit die Digitalisierung in den Düsseldorfer Kulturinstituten fortgesetzt – ein weiterer Gewinn für die kulturelle Bildung gerade auch jüngerer Menschen.
 
Das biografische Gedenkbuch mit dem Arbeitstitel „Die Düsseldorfer Opfer des Holocaust“ entreißt die Namen der ermordeten jüdischen Frauen, Männer und Kinder dem Vergessen und hält die Erinnerung an sie wach. Zu ausgewählten Personen oder Familien könnten neben den Lebensdaten auch exemplarisch Fotos, Dokumente und/oder Kurzbiografien angezeigt werden. Die inhaltliche Konzeption soll bei der Mahn- und Gedenkstätte liegen, die auch eine kurze inhaltlich-historische Einführung beisteuern sollte. Einführung und Kommentar sollten zusätzlich in englischer Sprache abrufbar sein.

Die Homepage, die vom Gestalter der Mahn- und Gedenkstätte konzipiert und entworfen werden soll, soll auch ein Grußwort des Oberbürgermeisters und eine kurze Einordnung durch einen Rabbiner der Jüdischen Gemeinde enthalten. Das Amt für Kommunikation soll dafür die erforderliche digitale Infrastruktur (Domain, Speicherplatz) zur Verfügung stellen.

Das Gedenkbuch umfasst nur die jüdischen Opfer des NS-Regimes, da diese am besten dokumentiert und nachzuweisen sind. Zeitgleich soll in einer Kooperation zwischen Kataster- und Vermessungsamt und der Gedenkstätte ein digitaler Stadtplan „Stolpersteine in Düsseldorf“ erstellt werden, in dem Menschen verschiedener Opfergruppen (politischer Widerstand, religiöse Verfolgung, Gewerkschafter, Homosexuelle usw.) berücksichtigt sind. An diesem Angebot wird derzeit bereits intensiv gearbeitet.

Zeitplan: Das erste Teilergebnis (Gesamtkonzept, Gestaltung, Umgang mit den Biografien) soll in der September-Sitzung des Kulturausschusses vorgestellt werden. Die vollständige Bearbeitung soll bis Mitte 2022 abgeschlossen sein. Neu hinzukommende Informationen oder Dokumente können danach weiter eingespeist werden. So wird das digitale Gedenkbuch – in Ergänzung zur Druckfassung – stets auf dem aktuellen Stand gehalten.

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1https://www.cduduesseldorf.de/sites/www.cduduesseldorf.de/files/koop_vereinbarung_cdu_und_grune_final_07.01.2021_.pdf, S. 72 (Zugriff: 10.02.2021).

2Die dazu gehörige Liste wird kontinuierlich auf dem neuesten Forschungsstand gehalten. Sie wird beim jährlichen Gedenktag Yom HaShoah in einer gemeinsamen Veranstaltung von Gedenkstätte, Jüdischer Gemeinde und der dortigen Religionsschule vorgelesen.

 

Dr. Susanne Schwabach-Albrecht, Clara Gerlach