
(c) Laurence Chaperon
Die Verwaltung wird damit beauftragt, die Einrichtung eines Proben- und Aufführungszentrums für freie Tanz- und Theatergruppen zu prüfen, das folgende Kriterien erfüllen soll, und im Kulturausschuss am 27. August 2015 darüber Bericht zu erstatten:
- Freie Zugänglichkeit für alle Tanz- und Theatergruppen in Düsseldorf, um einen Chancenraum zu schaffen, in dem gerade junge Künstlerinnen und Künstler ihre Entwicklung vorantreiben und ihr Talent weiter entfalten können
- Gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln
- Minimum 2.000 Quadratmeter Proben- und Aufführungsfläche (Schwingboden, ausreichende Raumhöhe von 5,35 Meter Höhe, Tageslicht)
- Ähnlich wie bei den Atelierhäusern tritt die Stadt als Hauptmieterin auf und untervermietet dann an die freien Tanz- und Theatergruppen
- Bereitstellung eines Disponenten/einer Disponentin zur Vergabe der Räumlichkeiten für Proben und Aufführungen, eines/r Hausmeisters/Hausmeisterin und von Reinigungskräften
- Verwaltung in Eigenregie durch die Gruppen der Freien Szene in Form eines Vereins, der als Betreiber auftritt
In Düsseldorf gibt es eine lebendige Freie Szene, die sehr heterogene Strukturen aufweist. Manche Tanz- und Theatergruppen verfügen über einen eigenen Proberaum (z. B. Ben-J.-Riepe-Kompanie, Neuer Tanz, Kabawil e.V.). Andere proben im Rahmen von Co-Produktionen oder als Gast mit dem FFT, oder sie mieten in Eigenregie Räume an, wie z. B. die Organisatoren des Asphalt-Festivals in der Ronsdorfer Straße. Bei Co-Produktionen gibt es für Mitglieder der Freien Szene auch die Chance, im Tanzhaus NRW Düsseldorf Proberäume zu belegen. Dieser Form der Interaktion mit FFT oder Tanzhaus NRW ist aber ein Auswahlprozess vorgeschaltet. Eine Co-Produktion setzt die künstlerische Kompatibilität der Partner voraus. Was aber geschieht, wenn sie nicht vorhanden ist?
Auch wenn in Zukunft im Erdgeschoss der FFT-Gebäudes an der Jahnstraße und am Sitz des „Theaters der Klänge“ in der Winkelfelder Straße Proberäume für die Freie Szene angeboten werden sollen, so bleibt ein generelles strukturelles Problem bestehen. Es fehlen nicht nur Proben-, sondern auch Aufführungsmöglichkeiten für die Freie Szene. Produktionen werden von der öffentlichen Hand bezuschusst, aber das Ergebnis der Arbeit der freien Tanz- und Theaterschaffenden kann nur vereinzelt in unserer Stadt gezeigt werden. Dies belegt eine Umfrage der Gemeinschaft der freien Tanz- und Theaterschaffenden aus dem Jahr 2013 unter 37 Ensembles. Gefragt wurde, wie oft ein Düsseldorfer Ensemble eine Produktion in Düsseldorf zeigen kann: 20 Ensembles sagten nur ein- bis dreimal, maximal viermal. Elf Ensembles gaben fünf- bis sechsmal an, sechs Ensembles antworteten mit sieben- bis 14-mal.
Für die Mehrheit der freien Tanz- und Theaterensembles gestaltet sich ihre Aufführungssituation daher unbefriedigend, da ihre künstlerische Arbeit aufgrund mangelnder Präsentationsmöglichkeiten weder die öffentliche Resonanz noch die Fortentwicklung erfahren kann, die durch mehrfache Aufführungen einer Produktion möglich sind. Gleichzeitig profitiert unsere Stadt zu wenig von der Produktivität der Freien Szene, wenn diese Düsseldorf verlassen muss, um die Früchte ihrer Arbeit überhaupt zeigen zu können.
Mit unserem Prüfantrag möchten wir erreichen, dass das eben beschriebene strukturelle Defizit – Ausschüttung von Fördergeldern an die Freie Szene ohne ausreichende Proben- und Aufführungsmöglichkeiten für alle freien Tanz- und Theatergruppen in Düsseldorf – durch ein Proben- und Aufführungszentrum behoben wird. Das neue Zentrum soll als echter Chancenraum in unserer Stadt eine wegweisende Funktion für die Kunst und Kultur übernehmen, die in dieser Form bisher leider noch nicht vorhanden ist.
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